Sehr geehrter Herr Staatsminister,

vor dem Hintergrund, dass die Hälfte aller Sprachen vom Aussterben bedroht ist, haben die

Vereinten Nationen den internationalen Tag der Muttersprache als Gedenktag ausgerufen

und auf den 21. Februar festgelegt. Aus diesem Anlass möchten wir uns an Sie wenden.

Was die Einstellung der Schulen zu den Regionalsprachen und Dialekten betrifft, so hat sich

hier in den letzten Jahren einiges geändert und die Schulen sind bemüht, diesen einen ange-

messenen Platz einzuräumen. Dabei spielen allerdings auch die Schulbücher eine wichti-

ge Rolle. Wir haben uns mit diesem Thema bereits einige Male an Sie gewandt, zuletzt mit

Schreiben vom 14.2.2014. Damals ist es uns um die Verdrängung süddeutscher Wörter

durch norddeutsche Ausdrücke gegangen. Neuerdings hat Herr Prof. Peter Maitz von der

Uni Augsburg das Thema Schulbücher aufgegriffen. Dieser kommt bei seinen Untersuchun-

gen zu dem Ergebnis, dass die Schulbücher

-Dialekte weiter als Sprachbarrieren hinstellen;

- ein norddeutsches Hochdeutsch bevorzugen;

als untauglich für die Alltagskommunikation, die Arbeitswelt und die Öffentlichkeit hinstellen.

Damit sind die derzeitigen Schulbücher nicht geeignet, einen Beitrag für den Erhalt unserer

süddeutsch-bairischen Sprache zu leisten.

Auf die Auswahl der Schulbücher hat das Kultusministerium einen maßgebenden Einfluss

und wir bitten Sie zu prüfen, wie sichergestellt werden kann, dass Schulbücher beschafft

werden, die auch dem Kulturauftrag „Spracherhalt“ gerecht werden. Möglicherweise gelingt

das nicht kurzfristig und es müsste eine längerfristige Strategie erarbeitet werden.

Nach den positiven Ansätzen, die in den Schulen im Hinblick auf den Erhalt unserer Bairi-

schen Muttersprache zu erkennen sind, nehmen wir an, dass das Kultusministerium den Er-

halt unserer Sprache als Ziel ernsthaft weiter verfolgt und da wäre die Lösung der Schulbuch-

frage ein notwendiger Schritt.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Rudolf Mörtl

(Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn)