Dialektförderung ist nicht ausreichend

München (dpa/lby) - Der «Bund Bairische Sprache» hat der Politik ein schlechtes Zeugnis bei der staatlichen Förderung der Dialekte ausgestellt. «Wenn man die Dialekte über den Schellenkönig lobt, aber unterschwellig die Devise ausgibt, diese möglichst unauffindbar zu vergraben, um ein höheres Bildungsniveau zu demonstrieren, macht man sich zum staatlichen Totengräber», sagte der Vereinsvorsitzende Sepp Obermeier zum Internationalen Tag der Muttersprache an diesem Donnerstag.

Bairisch-Projekte in Kindergärten und Mittelschulen würden bayerntümelnd flächendeckend nur in Kombination mit weiß-blau geschmückten Maibäumen, Weißwurst-Verzehr und Schafkopfkursen ermöglicht. Die staatliche Dialektförderung sei auf diese Weise in eine Glaubwürdigkeitskrise manövriert worden, kritisierte Obermeier. Er lobte hingegen die junge Generation. Sie habe aus der Erkenntnis, dass Bairisch wegen seiner Grammatik kürzer zu schreiben ist, auf ihren Smartphones und Laptops aus der Mundart eine Schreibart gemacht.

Zum 10. Jahrestag der Aufnahme des Bairischen in den Weltatlas der bedrohten Sprachen durch die UN-Kulturorganisation Unesco meinte Obermeier resigniert: «Auf die einfachste Lösung, über die Dialekte im Dialekt zu reden, hätte man vor zehn Jahren kommen können, um ein tausend Jahre altes Kulturgut zu retten.» Der «Bund Bairische Sprache» setzt sich für die Förderung der Dialekte vor allem in Kindergärten und Schulen ein.

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