Wir haben uns mit einem Brief am 17.2.2017 an Kultusminister Dr. Spaenle gewandt; der Brief ist in der letzten Ausgabe unserer Zeitung nachzulesen.Brief an Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle
Unser Schreiben bezog sich im Wesentlichen auf eine Untersuchung von Prof. Peter Maitz an der Uni Augsburg. Er kam insbesondere zu dem Ergebnis, dass die Schulbücher
- Weiter Dialekte als Sprachbarrieren hinstellen,
- Ein norddeutsches Hochdeutsch bevorzugen und
- Weiter die Vorurteile gegen den Dialekt stärken,indem sie ihm nur Nischen zuweisen und als untauglich für die Alltagskommunikation, die Arbeitswelt und die Öffentlichkeit hinstellen.
Wir haben darum gebeten sicherzustellen, dass Schulbücher beschafft werden, die dem Kulturauftrag zur Erhalt unserer Sprache gerecht werden. Das Kultusministerium hat darauf geantwortet und wir möchten aus dem langen Schreiben den Abschnitt der die Schulbücher betrifft, hier wiedergeben.
Auszug aus dem Brief von Kultusminister Spaenle vom 13. April 2017
„Die Entwicklung neuer Schulbücher liegt in der Hand der Schulbuchverlage, die für deren Inhalte verantwortlich sind. Allerdings haben sie sich an einen umfassenden Kriterienkatalog zu halten. Die zentrale Grundvoraussetzung stellt dabei die Erfüllung des Lehrplans dar, d. h. auch die Berücksichtigung des Themas Dialekt in den jeweiligen Fächern und Jahrgangsstufen. Lernmittel haben darüberhinaus den fächerübergreifenden Auftrag zur Pflege der deutschen Sprache zu berücksichtigen, wobei der süddeutsche Sprachstandard leitend sein soll. Bevor eine Verlagspublikation als Schulbuch in Bayern förmlich zugelassen wird, wird es sorgfältig durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst geprüft. Eingereichte Prüfstücke werden u. a. von zwei vom Staatsministerium ausgewählten und bestellten Sachverständigen unabhängig voneinander anhand von vorgegebenen allgemeinen und fachspezifischen Kriterien begutachtet (Kriterienkataloge im Internet unter https://www.km.bayern.de/lehrer/unterricht-und-schulleben/lernmittel.html) Das Staatsministerium wird auch bei den zukünftig eingereichten Schulbüchern besonders auf diese landestypischen Aspekte achten, um mögliche Tendenzen in Richtung einer diskriminierenden Darstellung zu vermeiden.“
Diese Antwort liest sich nicht schlecht. Es bleibt aber ein offensichtlicher Widerspruch zu dem Untersuchungsergebnis von Prof. Maitz.
Mitgliedsnummer 1000 erreicht. Seit seiner Gründung im Jahr 2001 sind mehr als 1000 Mitglieder unserem Verein „Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn e.V." beigetreten.
Die Mitglieder mit den Nummern 999 und 1000 sind Paul und Christine Obermeier (s. Foto) aus Stein a. d. Traun, die wir hiermit herzlich begrüßen. Die aktuelle Mitgliederzahl weicht natürlich von den Mitgliedsnummern ab. Aktuell haben wir einen Mitgliederstand von ca. 800.
Sehr geehrter Herr Staatsminister,
vor dem Hintergrund, dass die Hälfte aller Sprachen vom Aussterben bedroht ist, haben die
Vereinten Nationen den internationalen Tag der Muttersprache als Gedenktag ausgerufen
und auf den 21. Februar festgelegt. Aus diesem Anlass möchten wir uns an Sie wenden.
Brief wegen Musik im Bayerischen Rundfunk
Sehr geehrter Herr Wilhelm
wir sind ein Verein, dem der Erhalt unserer Bairischen Sprache ein Anliegen ist und wir haben uns zu diesem Thema im Dezember 2013 einmal an Sie gewandt.In Ihrem Antwortschreiben vom 27.1.2014 haben Sie die Position des BR zur Bairischen Sprache dargestellt und versichert, dass Ihnen die bayerischen Lebens- und Mundarten sehr am Herzen liegen. Dieses Mal haben wir ein anderes Anliegen, es geht um die Musik, im speziellen Fall um die Volksmusik, ein wesentlicher Teil unserer Kultur, der aber auch die Sprache berührt.
Der Sender BR 1 streicht ab Pfingsten 2016 sowohl die Volksmusik, als auch die Blasmusik aus seinem Programm. Volksmusik ist dann nur noch, auf dem Digitalsender „Bayern Heimat“ zu hören, genau wie die die klassische Musik auf „Bayern Klassik“ und Unterhaltungsmusik auf „Bayern+“. Damit gehört praktisch die gesamte Sendezeit der anglo-amerikanischen Pop-Musik - der letzte Schritt in eine totale musikalische Eintönigkeit und kulturelle Einseitigkeit.Das ist die eine Sache.
Eine andere ist die: Mit dem Streichen der Volksmusik aus dem BR1 wird diese von einem allgemein zu hörenden Sender auf ein digitales Sonderprogramm abgeschoben, das nicht allgemein gehört werden kann. Das erweckt den Eindruck, die Volksmusik sei nicht alltagstauglich, sie entspreche nicht der Normalität und werde allgemein abgelehnt.
Der BR begründet das mit seinem „Format“; Volksmusik und bairische Sprache werden als „Formatbruch“ gewertet und einer früheren Äußerung einer BR-Mitarbeiterin zufolge würden Nichtbayern einen „Kulturschock“ erleiden, wenn sie so etwas hören. Allein daraus ist zu ersehen, wie entgegen Ihren Beteuerungen der BR zu unserer Kultur steht. Dabei ist festzustellen, dass andere Sender mit einem ausgewogenen und vielseitigen Musikprogramm aufwarten. Auf dem ORF Salzburg läuft den ganzen Tag ein Programm mit gemischter Musik und der Sender wird deshalb auch in Bayern gern gehört. Ähnliches gilt auch für andere Bundesländer.
Dem gebührenzahlenden Hörer steht ein Programm zu, das jedem etwas bietet und das allgemein empfangen werden kann. Bei der jetzigen Programmgestaltung des BR1 wird musikalisch die Mehrheit der Hörer ausgegrenzt. Das Streichen der Volksmusik ist hier ein weiterer Schritt und die bayerische Kultur wird damit ein weiteres Mal abgewertet. Das trifft nicht nur uns Bayern, sondern auch die vielen Urlauber und Gäste, gerade diese kulturellen Eigenheiten schätzen.
Das derzeitige Musikangebot im BR1 ist für die Mehrheit der Hörer nicht akzeptabel. Die Hörer müssen sich in einem gut gemischten Musikprogramm wiederfinden und dazu gehört auch die Volksmusik. Darüberhinaus können spezielle Musikgattungen auf dem Digitalprogramm angeboten werden, wie das derzeit schon der Fall ist.
Abdruck des Briefes geht an Abgeordnete des Bayerischen Landtags, die lokale und überörtliche Presse und an Verbände.
Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Mörtl
(Vereinsvorsitzender)