Dialektuntersuchung im Bayerisch-Salzburgischen Grenzgebiet

Die EuRegio – Salzburg-Traunstein-Berchtes-gadener Land hat die unterschiedliche Entwicklung der Dialekte in den letzten Jahrzehnten dies- und jenseits der Staatsgrenze untersuchen lassen. Das Ergebnis ist gut verständlich in dem Buch „Drent und herent“ dargestellt und mit Hilfe von Karten veranschaulicht. Das besondere an dem Buch ist eine CD-Rom mit einem sprechenden Dialektatlas. Sie präsentiert anhand von 50 Beispielen aus 21 Ortschaften die akustisch-sprachliche Situation in unserer Dialektlandschaft und alle auf den Karten dargestellten Ergebnisse sind darauf zu hören.

karte_grenzlinie
Grenzlinie zwischen Salzburg und Bayern nach dem Vertrag von Erharting  1275

Das alte Fürstbistum Salzburg war über viele Jahrhunderte ein regionales Machtzentrum – eine Art Pufferstaat zwischen den weitaus größeren Nachbarn Bayern und Österreich. Die um 1300 durch die Verträge zwischen den bayerischen Herzögen und den Salzburger Erzbischöfen entstandene abgesicherte Grenze Salzburgs bestand im Wesentlichen bis zur Säkularisierung und Auflösung des geistlichen Fürstentums im Jahr 1803. Es wurde in rascher Folge mehrmals an Bayern und Österreich angeschlossen. Die heute noch gültige Grenzziehung erfolgte 1816. Die Salzburgischen Städte Laufen und Tittmoning wurden von Salzburg abgetrennt und an Bayern angeschlossen, Saalach und Salzach unterhalb von Piding und Muntigl wurden zur Staatsgrenze. Das hatte auch Auswirkungen auf die sprachliche Entwicklung:

Der ländliche Sprachgebrauch auf der Salzburger Seite blieb weitgehend unbeeinflusst, die Sprache entwickelte sich wie bisher weiter, alter Formen
wurden durch neuere ersetzt. Salzburg behielt im Nahbereich seine zentrale Stellung. Der bayerische Rupertiwinkel war von Salzburg von der Dialektentwicklung im Salzburger Umland sowie im Flachgau abgeschnitten, die Rupertiwinkler konnten an den Neuerungen des Dialektes im Flachgau nicht mehr teilnehmen. Die Staatsgrenze wurde zur Sprachgrenze.

karte_johannisbeere
Ausdrücke für die Johannisbeere im Untersuchungsgebiet

Anders verhielt es sich im nichtbäuerlichen Sprachgebrauch: Unterschiede zwischen städtischem und bäuerlichem Sprachgebrauch hat es immer schon gegeben. Diese wurden durch die Industrialisierung, das Wachstum der Städte und die erhöhte Mobilität verstärkt. Es entstanden großräumige Umgangssprachen, die von großstädtischen Zentren geprägt wurden. In Österreich war das Wien und in Altbayern München. Das heißt zwar nicht, daß in Salzburg wienerisch und in Laufen Münchnerisch gesprochen wird, wohl aber, daß hier der österreichische und dort der bairische Sprachtypus gilt.

Über die Salzachbrücke in Laufen, die früher einmal zwei Stadtteile ein und derselben Stadt verbunden hat, läuft heute eine Sprachgrenze; die Sprachen unterscheiden sich deutlich, aber die Leute verstehen sich nach wie vor gut.