Alfred Bammesberger
Münchnerisch

Eine bairische Mundart

Der Autor hat sich in der Fachwelt einen Namen gemacht als Verfasser von mehr als 25 linguistischen Monographien sowie einer Vielzahl von Aufsätzen zum Englischen, zu keltischen und zu baltischen Sprachen. Längst nach seiner Emeritierung als Professor für Englische und Vergleichende Sprachwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt wendet sich der gebürtige Münchner nun im Alter von 85 Jahren in einem teilweise wehmütigen nostalgischen Rückblick seiner heimatlichen Mundart zu, obwohl – oder gerade weil – er weiß, dass diese in der Landeshauptstadt fast gänzlich ausgestorben ist, quasi „den Status einer Minoritätensprache erreicht hat“; denn auch die Einheimischen tendieren automatisch zum Schriftdeutschen hin.

Das Buch gliedert sich in 12 Kapitel und behandelt sämtliche Kategorien der Grammatik. Die Fülle von eingängigen Beispielen, u. a. idiomatische Redewendungen und Floskeln, beweist das Bestreben des Autors zu annähernder Vollständigkeit. Bei allem Lob für das Werk darf eine kritische Bemerkung zur Lautschrift nicht fehlen. Die Erfassung des Sinns wird oft erschwert durch den Verzicht auf Satzzeichen, und die Vermeidung von gedoppelten Konsonanten verschleiert den Lenis- oder Fortis-Silbenschnitt. Zwar wird ǫis / ǫiss (als, alles) als Minimalpaar bezeichnet, doch beide Wörter sind als ǫis geschrieben. Irritierend ist auch die Wiedergabe des Reibelauts ch als einfaches h (šprih, dohta ‚Sprüche, Tochter‘).

Alle Mundartfreunde können sich freuen über Bammesbergers verdienstvolles äußerst faktenreiches Kompendium des Mittelbairischen. Man findet auch Wörter und Formen verzeichnet, die heute in München kaum mehr aktiv gebraucht werden, so etwa die Pronomen ees, enk (ihr, euch) und der Imperativ bi štàd (Sei still!).

Volk Verlag München 2023, 160 Seiten, Preis: 20 Euro

isbn 978-3-86222-432-6 Ludwig Zehetner